Die Fahrt Anfang Oktober auf Hase und Ems war als „Abenteuerfahrt“ ausgeschrieben, und tatsächlich: Es wurde eine Fahrt mit Hindernissen und Überraschungen. Die erste Überraschung erwartete das kleine Team aus Simone, Ute, Paul und unserem Gast Michael aus Berlin gleich am Startpunkt in Haselünne. Der Steg, mit mehreren Schildern beworben, war bereits für den Winter abgebaut und lag nutzlos an Land. So mussten wir zunächst eine mäßig geeignete Einsatzstelle suchen. Nachdem wir dort mit kleineren akrobatischen Übungen ins Boot gestiegen waren, ging es eine Weile durch die grüne Natur des Hase-Tals. Fast schon hätte man denken können, es wäre eine gewöhnliche Wanderfahrt. Dann aber tauchte ein amtliches Schild auf, das vor Gefahrenstellen auf den folgenden tausend Metern warnte. Es lagen gefühlte 500 Meter Gerade vor uns, von Gefahr keine Spur, auch nicht auf dem darauffolgenden halben Kilometer. Falls die zuständige niedersächsische Gewässer-Behörde mitliest: Das Schild steht an der falschen Stelle. Denn dann folgte eine Haarnadelkurve und der Fluss wurde enger, die Strömung nahm merklich zu und überhängende Bäume bildeten einen Slalomkurs. Nach einer weiteren Haarnadelkurve hörten wir es plötzlich rauschen. Nur wenigen Schläge weiter tat sich ein 60 Meter breiter Kessel auf, in den das Wasser über eine Stromschnelle hinabschoss. Nach einer kurzen wilden Fahrt war auch dieses Abenteuer gemeistert.

Zur Wechselpause folgte dann eine weitere Enttäuschung. Auch hier war der Steg schon zu früh abgebaut worden. Mühsam kraxelten wir am steilen Ufer aus dem Boot, was leider zu einem verletzungsbedingten Ausfall führte. Der anschließende zweite Teil des Rudertages wurde jäh unterbrochen, als wir mitten im Fluss auf ein geheimnisvolles Fundament fuhren. Es ist zwar im Gewässerführer des DRV mit vagem Standort erwähnt, aber weder auf Wasserkarten verzeichnet, noch im Satellitenbild oder vom Steuerplatz aus sichtbar. Erst wenn man darauf festsitzt, kann man im trüben Wasser erkennen, dass hier mitten im Nirgendwo vor Jahrzehnten mal jemand größere Mengen Beton im Fluss versenkt hat.

Nach einigen erfolglosen Versuchen, das Boot frei zu bekommen, stieg Micha auf den Betonklotz aus und siehe da, wir waren frei. Boot neben das Hindernis manövriert, wieder eingestiegen und schon konnte es weitergehen. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreichten wir unsere Übernachtung beim Wassersportverein Meppen. Der Verein hat ein schönes Bootshaus mit Betten in zwei Schlafräumen.

Am zweiten Tag genossen wir die Natur auf der Ems, zunächst ab Meppen ein kurzes Stück flussaufwärts und dann abseits des Dortmund-Ems-Kanal am sehr verlassenen Versener Altarm. Um dorthin zu gelangen, muss man sich durch einen kurzen, schmalen und flachen dschungelartigen Bach schlagen, zu dem die Ems hier künstlich verengt wurde. Danach hat man den Fluss in seiner ganzen Breite für sich allein. Zwei Umtragestellen wurden mit Muskelkraft und mithilfe spontan überredeter Radler und Spaziergänger überwunden. Das Ziel bildete die Einmündung des Haren-Rütenbrock-Kanals. Im Schleusenvorhafen zogen wir nach knapp 60 Kilometern unser Boot an Land. Dort wartete dann das letzte Hindernis. Das Tor zum Gelände war verschlossen. Aber auch hier fanden wir willige Helfer, mit denen wir das Boot über den Zaun heben konnten.